Orte im Damals

Hier ist die Welt vertraut, wenn auch verschwommen.
Hier war mein Leben. Doch hier ist‘s nicht mehr.
Der Duft des Gestern macht mich heut benommen;
Aus allen Ecken weht er süß und schwer.

Schon liegt die Gegenwart in tiefer Ferne,
Ist, was ich jetzt bin, schier unendlich weit.
Die Häuser, Straßen, Menschen, selbst die Sterne –
Sie sind lebendige Vergangenheit.

In unbekanntem Grund seh ich erwachen
Momente, Träume, die es nicht mehr gibt,
Hör längst verklung’nes Weinen, Seufzen, Lachen
Und fühl mich jung und fühle mich geliebt ...

Fast möchte ich in diesem Strom ertrinken
Aus alter Zeit, die von mir selbst mich trennt –
Da sehe ich im Nebel vor mir winken
Diejenige, die mich am besten kennt:

Mein zukünftiges Ich, das tief verborgen
Im Früher und im Jetzt. Und es verspricht:
Ich bin. Ich lebe. Und es gibt ein Morgen;
Am Horizont erahn‘ ich schon das Licht.

November 2002
 
 

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