Meine beste Freundin
So lang hab‘ ich um ihre Gunst gebuhlt,
Doch sie war selten ganz mit mir zufrieden.
Und wenn ich mich in Selbstmitleid gesuhlt,
War mir von ihr nur Hohn und Spott beschieden.
Ihr etwas recht zu machen, war sehr schwer,
Unmöglich fast, so sehr ich mich auch mühte.
Was ich auch tat, stets forderte sie mehr
An Disziplin, Bescheidenheit und Güte.
Sie wollte mich perfekt, schien mir; ein Ziel,
Das ich natürlich niemals würd‘ erreichen.
Fast gab ich auf. Doch war sie mir so viel,
Daß keine Freundschaft konnt‘ der ihren gleichen ...
Ich weiß nicht, wie es kam, daß irgendwann
Sie mich ganz langsam doch noch akzeptierte.
Mag sein, vielleicht lag’s einfach nur daran,
Daß ich mich nicht mehr für mich selbst genierte:
Ich hörte endlich auf, nach Perfektion,
Vollendung irgendeiner Art zu streben.
Und ihre Anerkennung war mein Lohn:
So konnt‘ auch sie am besten mit mir leben.
Wer ist sie, die für mich mein Lebenssinn
Und unersetzlich ist, wie hier beschrieben?
Ganz einfach – nun, ich bin es selbst; und bin
Die beste Freundin mir bis heut‘ geblieben.
April 2001
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